Auslaufen des TTP LB

Mit Inkrafttreten des Bundeshaushalts 2024 ist das Technologietransfer-Programm Leichtbau ausgelaufen. Es können keine neuen Anträge gestellt werden. Auch bereits gestellte Anträge können nicht mehr bewilligt werden. Bereits eingegangene Verpflichtungen – d.h. bewilligte Anträge – werden ausfinanziert.

Hintergrund ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023, das die Aufstockung des Klima- und Transformationsfonds (KTF) mit nicht genutzten Krediten aus der Corona-Pandemie für unzulässig erklärt hat. Zur Beachtung des Urteils waren erhebliche Sparanstrengungen notwendig geworden.

Leichtbau zielt darauf ab, das Gewicht von Bauteilen und Produkten zu reduzieren, Material und Energie einzusparen sowie die Kreislauffähigkeit zu erhöhen – bei gleichbleibender oder verbesserter Funktionalität. Vom Design über die Produktion bis hin zum Einsatz und RecyclingvonBauteilen und Produkten können so Ressourcen eingespart und Treibhausgasemissionen gesenkt werden. Als Querschnittstechnologie bringt Leichtbau dabei unterschiedliche Perspektiven in einem ganzheitlichen und interdisziplinären Ansatz zusammen.

An dieser Stelle setzt das Technologietransfer-Programm Leichtbau des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) an. Von Mai 2020 bis Oktober 2023 konnten Projektvorschläge für marktnahe Forschungs- und Entwicklungsprojekte eingereicht werden. Gefördert werden im TTP LB 222 Einzel- und Verbundprojekte mit einem Fördervolumen von 351 MillionenEuro. Die Projekte sind meist über drei Jahre angelegt und haben Laufzeiten bis 2027.

Von der Forschung in die industrielle Anwendung

Wichtigstes Ziel des Programms ist es, Forschungsergebnisse marktfähig zu machen und die branchenübergreifende Zusammenarbeit entlang von Wertschöpfungsketten zu stärken. Das TTP LB adressiert viele verschiedene Anwenderbranchen und Leichtbau-Werkstoffe. Zwei Drittel der geförderten Projektpartner sind Industrieunternehmen, die eine Förderung von 185 Mio. Euro erhalten. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) genauso wie für Großunternehmen ist das TTP LB attraktiv, um branchenübergreifend Leichtbau-Innovationen in die industrielle Anwendung zu überführen. Die Einrichtungen aus dem Bereich der Wissenschaft und sonstige Einrichtungen werden mit insgesamt 166 Mio. Euro gefördert.Von den Projektpartnern werden außerdem 169 Mio. Euro an Eigen- und Drittmitteln eingebracht, sodass im TTP LB im Ergebnis 520 Mio. Euro für die Forschung im Bereich Leichtbau aufgebracht werden.

Auswertung Zuwendungsempfänger nach Organisationstyp

Ressourcen schonen – Emissionen reduzieren

Die im TTP LB geförderten Projekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele der Bundesregierung, der Ziele der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie und BMWK-Industriestrategie sowie zur Ressourcenschonung. Hierfür entwickeln die Projektteams aus Industrie und Forschung gemeinsam Technologien und Produkte, mit denen Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg vermindert und der Primärrohstoffverbrauch reduziert werden können.

Dabei setzen die Forschenden auch auf die Entwicklung kreislauffähiger und wiedernutzbarer Leichtbau-Produkte für eine zirkuläre Wirtschaft. So wird der Einsatz neuer Rohstoffe verringert, indem sie durch Rezyklate oder wiederverwendete Komponenten substituiert werden. Damit verbunden sind weitere Einsparungen an Energie und Emissionen für die primäre Rohstoffbereitstellung.

Auswertung Projekte nach Materialklasse

© iStock.com/marcoventuriniautieri

Klimaneutrales Wirtschaften ermöglichen

Damit wirkt das TTP LB dreifach für den Klimaschutz: Treibhausgasminderungen werden durch den Leichtbau nicht nur durch unmittelbare Energieeinsparungen, sondern zu einem wesentlichen Anteil durch die gesteigerte Ressourceneffizienz, verbesserte Kreislaufführung und den verringerten Rohstoffeinsatz erzielt.

Zusammen mit der breiten branchenübergreifenden Anwendung des Leichtbaus in einer Vielzahl verschiedener Produkte und Prozesse kommt dem TTP LB damit eine Schlüsselfunktion zur Förderung einer klimaneutralen Wirtschaft zu.

Auswertung Projektbeteiligte nach Anwenderbranchen

Wertschöpfungsketten verknüpfen mit Digitalisierung

Um die Potenziale von Leichtbau voll auszuschöpfen sind digitale Anwendungen essentiell. Das TTP LB zielt daher auf die Entwicklung neuer Ansätze zur Digitalisierung und Automatisierung und deren Transfer in die verschiedensten Anwendungsbereiche. Unternehmen können so von durchgängig digitalisierten und verknüpften Wertschöpfungsnetzwerken profitieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Die Förderung im TTP LB erfolgt in fünf Programmlinien:

1. Technologieentwicklung zur Stärkung der deutschen Wirtschaft im Leichtbau

Einen Förderschwerpunkt bilden neue Technologieentwicklungen als Treiber für nachhaltige Leichtbau-Lösungen. Dabei stehen konkrete Entwicklungsfragen zur Integration und Umsetzung in industrielle Produktionsprozesse im Vordergrund.

Beispiel: FunPul (PDF, 967 KB)

Beispiel: FunPul

Pultrusion für Faserverbunde: Multifunktionale Leichtbaustrukturen wirtschaftlich herstellen.

© Hörmann Vehicle Engineering GmbH

2. CO2-Einsparung und CO2-Bindung durch den Einsatz neuer Konstruktionstechniken und Materialien

Neue Konstruktionstechniken und der Einsatz neuer Werkstoffe in Verbindung mit innovativem, nachhaltigem Leichtbau eröffnen nicht nur enorme Einspar- und Produktverbesserungspotenziale, sondern können auch die Klima- und Umweltbelastungen deutlich verringern.

Beispiel: NaMiKoSmart (PDF, 1.015 KB)

Beispiel: NaMiKoSmart

Gewichtsreduzierte und multifunktionale Fahrzeug-Mittelkonsole: Nachhaltige Naturfasern und neuartiges Raumwickeln kombinieren.

© csi entwicklungstechnik

3. CO2-Einsparung durch Ressourceneffizienz und -substitution

Der effiziente Umgang mit Ressourcen verspricht ein erhebliches Potenzial zur Verringerung der Klima- und Umweltbelastungen. Im Leichtbau ist die Einsparung von Ressourcen schon beim Design ein wesentliches Kriterium.

Beispiel: CC-Mesh (PDF, 1 MB)

Beispiel: CC-Mesh

Carbonbewehrung für den Betonbau: Treibhausgase einsparen

© Linnea Schuhmann

4. Demonstrationsvorhaben

Um neuen Technologien den Markteintritt zu erleichtern und Risiken bei der Skalierung und ersten industriellen Umsetzung abzufedern, wird die Realisierung von Demonstrationsvorhaben gefördert.

Beispiel: Aerolight

Beispiel: Aerolight

Aerogele für Leichtbeton und Putz: Nachhaltige Wärmedämmung in die industrielle Fertigung überführen.

© PROCERAM

5. Standardisierung

Bei der Entwicklung neuer Leichtbau-Materialien und -Technologien ist begleitend die Entwicklung von Normen und Standards sowie technischen Regelwerten notwendig. Gefördert werden Projekte, die den Transfer zwischen unterschiedlichen Branchen und Disziplinen vorantreiben.

Beispiel: Enable3D (PDF, 3 MB)

Beispiel: Enable3D

Metall-3D-Druck für Leichtbauteile: Neue Methode zur effizienten Qualitätssicherung entwickeln.

Monitoring

Im Rahmen des TTP LB wird ein systematisches Monitoring auf Projekt- und Programmebene durchgeführt. Auf Basis geeigneter Indikatoren werden u. a. mit Hilfe von Online-Fragebögen Daten von den Projekten erhoben. Das Monitoring bildet die Grundlage für eine spätere Evaluation des Förderprogramms. Die Potenziale des TTP LB bzgl. Rohstoff-, Energieeffizienz und den daraus resultierenden THG-Minderungen können in dem begleitenden Monitoring nur ansatzweise quantitativ abgeschätzt werden, da Forschungsprojekte definitionsgemäß hohe technisch-wissenschaftliche Risiken aufweisen und die tatsächliche Umsetzung in marktrelevante Produkte sehr vorsichtig zu bewerten ist.

Aus den bisherigen Abschätzungen wird aber deutlich, dass in dem Programm erhebliche Potenziale liegen. Die THG-Minderungspotenziale im Industriesektor betragen in dem Zeitraum von 2024 bis 2030 auf Basis der bisher vorliegenden Daten und sehr konservativer Abschätzungen 2,9 Mio. t CO2-Äquivalente. Mittel- bis langfristig sind nach erfolgter Marktetablierung noch wesentlich höhere Potenziale zu erwarten.

Grundlage für die Förderung

Eine wichtige Grundlage für die inhaltliche Ausgestaltung des TTP LB ist die Ex-ante Evaluierung, die im Auftrag des BMWK durchgeführt wurde. Dabei wurde unter anderem eine Bestandsaufnahme der deutschen, europäischen und internationalen Förderlandschaft zum Thema Leichtbau vorgenommen und entsprechende Förderlücken identifiziert, die durch das TTP LB geschlossen werden sollen.

Leichtbaustrategie der Bundesregierung

Das TTP LB ist ein zentrales Element der Leichtbaustrategie der Bundesregierung. Die Leichtbaustrategie wurde am 26. Juli 2023 von der Bundesregierung beschlossen. Das BMWK hat sie federführend gemeinsam mit sieben weiteren Bundesministerien entwickelt, um den Leichtbau ressortübergreifend zu fördern und die ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Potenziale des Leichtbaus ganzheitlich zu heben. Die vielseitigen Maßnahmen unterstützen die Transformation der Industrie und stärken ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus verfolgt die Leichtbaustrategie das Ziel, den Nutzen des Leichtbaus besser verständlich und damit auch besser umsetzbar zu machen.

Weitere Informationen zum TTP LB

Einblicke in die Umsetzung des Programms und Informationen zu den Projekten bietet der Newsletter zum TTP LB. Abonnieren können Sie den Newsletter über den Abo-Service des BMWK.
Grundlegende Informationen zu den Projekten sind im Förderkatalog des Bundes aufgeführt. Im Rahmen des TTP LB geförderte Projekte finden Sie, indem Sie nach dem Förderkennzeichen „03LB*“ suchen. Der Platzhalter „*“ ist wichtig, wenn nicht ein bestimmtes Förderkennzeichen gesucht werden soll.

Kontakt

Das BMWK hat den Projektträger Jülich mit der Abwicklung der Fördermaßnahme beauftragt. Bei Fragen zum Förderprogramm wenden Sie sich bitte direkt an den Projektträger Jülich.

Kontakt:
Forschungszentrum Jülich GmbH – Projektträger Jülich
Postfach 610247
10923 Berlin
E-Mail: bmwk-leichtbau@fz-juelich.de
Telefon: 030/20199-3622